Wenn die Wand im Wohnzimmer nervt – sechs Tipps für einen gelungenen Wanddurchbruch
Endlich genügend Platz für das alte Wohnzimmer: Mit einem Wanddurchbruch geht der Ausbau eines zu kleinen Raumes zumindest in der Theorie rasch vonstatten. Bevor es mit schlagkräftigem Abbruchhammer zu Werke geht, gilt es allerdings wichtige Hinweise für das Vorhaben zu achten. Andernfalls verwandelt sich das geliebte Eigenheim binnen Kürze in ein einsturzgefährdetes Wrack.
Bei Zweifeln immer den Fachmann fragen
Im Bauplan selbst sind alle tragende Wände verzeichnet. Besteht dennoch Ungewissheit, sollten keine voreiligen Aktionen auf den Weg gebracht werden. Die Grundregel für jede größere Änderung an Böden und Wänden ist die Einholung von fachmännischer Unterstützung. Außerdem verbergen sich im Mauerwerk Versorgungsleitungen für Strom und Wasser. Ein falscher Schlag kann also Leben gefährden oder zumindest ein großes Durcheinander mit hohen Folgekosten anrichten. Alte Bauten stehen zudem manchmal unter Denkmalschutz und erfordern daher eine Sondergenehmigung für Bauarbeiten – ohne diese geht nichts. Trotz allen Fallstricken bleibt der erhoffte Raumzuwachs in der Regel erreichbar. Mit ein paar einfachen Tricks fällt nach Klärung der bautechnischen und statischen Fragen selbst Laien der Wanddurchbruch zunehmend leichter.
1. Kalkulation aller Kostenfaktoren
Guter Rat ist teuer. Abriss einer Wand, Abtransport des Materials und die Restauration des lädierten Überganges zum erweiterten Bereich kosten Geld. Bauschutt gehört nicht in die üblichen Mülltonnen, sondern gilt als Sondermüll. Zum Sammeln eignet sich ein Bauschuttcontainer mit genügend Fassungsvermögen. Zur Absicherung vor gravierenden Fehlern kann ein kostenpflichtiger Gutachter grünes Licht für das Vorhaben geben. Kommt es zu unerwarteten Problemen, hat dieser dafür gerade zu stehen. Besonders für handwerkliche Neulinge stellt dies möglicherweise einen lohnenswerten Gedanken dar. Mithilfe eines Kostenvoranschlages lässt sich der finanzielle Aufwand außerdem ungefähr abschätzen.
2. Vom Reißbrett zur Umsetzung
Um enttäuschte Gesichter zu vermeiden, sollten konkrete Zielsetzungen für das Projekt bestehen. Darunter fällt neben der Raumgestaltung auch das durchdachte Planen einzelner Arbeitsschritte. Es existieren mehrere Möglichkeiten: Eine entbehrliche Wand weicht einige Meter zurück und vergrößert somit die nutzbare Fläche des Zimmers. Die Alternative ist die Zusammenführung zweier Räume zu einer großen Einheit. Manchmal genügen aber bereits kleine Öffnungen für den Einbau eines neuen Durchganges. In allen Beispielen muss der Hausbesitzer eine klare Linie erkennen lassen. Überstürzte Eile ohne ausreichende Planung führt ansonsten zu unbefriedigenden Resultaten.
3. Möbel und Boden perfekt abdecken
Klebeband und Plastikfolie sind die besten Freunde des hygienischen Heimwerks. Sie halten Verschmutzungen und Schrammen an zurückgestellten Möbeln in einem tolerierbaren Rahmen und ersparen so nach vollendeter Arbeit eine Menge Zeit beim Aufräumen. Staubablagerungen dringen ansonsten tief in Polster und Spalten von Schränken und Kommoden ein und sind kaum noch zu entfernen. Im schlimmsten Fall macht dies das Mobiliar teilweise unbrauchbar – ein unerwünschter Nebeneffekt, der dank dieser günstigen Maßnahmen ausbleibt.
4. Wände richtig einschätzen
Auf den ersten Blick fällt Anfängern eine Unterscheidung zwischen tragendem Mauerwerk und einfachen Trennwänden schwer. Außenwände gelten fast ausnahmslos als stabilisierend und sind daher von Arbeiten zunächst auszuschließen. Entscheidend ist zudem auch die Größe des Durchbruchs. Kleine Öffnungen beeinflussen die Statik geringer. Nicht tragende Wände besitzen in Form von Trockenbauform einen charakteristisch hohlen Klang. Bei festem Mauerwerk besteht allerdings ohne professionelle Anleitung Verwechslungsgefahr. Nach Bauvorschriften von 1990 definiert sich eine tragende Wand aus einer minimalen Stärke von 11,5 cm ohne Putz. Auf viele ältere Häuser trifft das jedoch nicht zwangsläufig zu.
5. Strom und Wasserleitungen erkennen
Nach modernen Bauvorschriften lassen sich Stromleitungen recht einfach lokalisieren. Diese verlaufen immer horizontal oder vertikal im 30 cm Abstand zum Boden oder der Decke. Eine senkrechte Abzweigung um 90 Grad erfolgt immer bei Position einer Steckdose oder angebrachten Leuchte. Zusätzliche Sicherheit verspricht die Verwendung eines Ortungsgerätes für Leitungen hinter dem Putz. Wasserleitungen liegen meist senkrecht über der Entnahmestelle. Auch hier gilt: Bei der kleinsten Unsicherheit sind die Baupläne einzusehen und im Zweifelsfall fachmännische Unterstützung anzufordern. Abweichungen der Norm treten insbesondere bei bereits modifizierten Gebäuden und Altbauten auf. Der Umbau von Versorgungsleitungen für Gas und Wasser kann zudem recht kostspielig ausfallen.
6. Keine unnötigen Risiken eingehen
Bei aller Vorfreude bezüglich der bevorstehenden Arbeit müssen auch essenzielle Sicherheitsfragen ausreichend Berücksichtigung finden. Die Einschätzung der eigenen Erfahrung in Umgang mit dem Abbruchhammer und Heimwerken im Allgemeinen steht an erster Stelle. Blutige Anfänger benötigen zumindest die Assistenz von einer fachkundigen Person. Je nach Beschaffenheit der Wand sind zudem unterschiedliche Werkzeugtypen gefragt. Deren korrekter Umgang will erlernt sein. Atemmasken dienen zum Schutz der Lungen vor Feinstaubpartikeln, die unweigerlich beim Zerschlagen des Putzes und Mauerwerkes herumwirbeln. Gleiches gilt für Augen und Schädel. Entsprechende Schutzkleidung gehört untrennbar zu Bau- und Renoviervorhaben dazu. Arbeiten an tragenden Wänden müssen zudem von einer fachmännisch installierten Stütze ausreichend abgesichert werden.
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