Tegernsee – Reggae – Gras und Eis
Als Bob Marley im Winter 81 in Rottach-Egern weilte
Es war die letzte Hoffnung für ihn. Josef Issels mit seiner Spezialklinik und alternativmedizinischen Heilverfahren war letzter Versuch, sich dem Schicksal durch Krebs im Endstadium zu entziehen. Das bescherte der Gemeinde Rottach-Egern einen prominenten Gast, Josef Issels’ Klinik eine Menge Geld und Bob Marley den Tod. Vor 40 Jahren weilte er in der Winterzeit am Tegernsee, ein für diese Region gewöhnlicher Winter, für die Entourage Marleys allerdings der wohl kälteste Ort der Welt, welchen sie je besuchten. Zeitzeugen erinnern sich.
Rottach-Egern am Tegernsee, ein Dorf mit Wasser, aber auch umgeben von Bergen. Den todkranken Mann hat dieser Ort an seine Geburtsstätte auf Jamaika erinnert. Nine Miles ist ein grüner Ort, umgeben von grünen Hügeln. Blasmusik meets Reggae – den Gästen des Luxushotels Bachmair am See waren die Jamaikaner mit ihren Mützen und Rastafrisuren suspekt. Neugierige Blicke waren an der Tagesordnung. Dort fühlten sie sich nicht lange wohl. Daher beschlossen sie sich eine andere Bleibe zu suchen. Ein 250 Jahre alter Bauernhof wurde dann das vorübergehende Zuhause. Christian von Schweinitz, heute 60 Jahre alt, erinnert sich. Die Bauernstube war wegen des Wasserdampfes von außen nicht mehr einsehbar, ohne Dunstabzugshaube waren die Scheiben schnell beschlagen. Sie haben die Stube in eine jamaikanische Degustierstube verwandelt, so Christian von Schweinitz. Die damals 14-jährige Schwester Christina Brandl kannte den Star nicht. Ein Autogramm wollte sie aber schon und bekam es.
Seinen letzten Geburtstag feierte er dort. Neville Garrick, der Designer des Covers seiner letzten LP Uprising, organisierte die Feier mit Kollegen. Es gibt ein paar Fotos von damals. Die Dreadlocks hatte Marley allerdings bereits verloren. Die Chemotherapie in New York war Grund dafür. Als Geschenk bekam er einen Mercedes 500 SL, obwohl er sich auf Jamaika bereits für einen gebrauchten BMW E 3 entschieden hatte. Schließlich war es ein Bob-Marley-and-the-Wailers-Fabrikat. Außerdem gab es ein Kuchen im Gitarrenformat, erinnert sich Garrick.
Eine Wunderheilung blieb leider aus. Nachdem der Arzt ihm sagte, nichts mehr für ihn tun zu können, entschied Marley nach Hause zu reisen, um in seiner geliebten Heimat zu sterben. Dieser letzte Wunsch ging nicht in Erfüllung. Am 11. Mai 1981 starb Marley auf dem Heimweg in Miami.