Neue Boomregionen – innerdeutsche Migrationsbewegung
In den kommenden 15 Jahren werden mehr Menschen aus den östlichen Bundesländern in südliche Metropolregionen abwandern. Während die Bevölkerung in Westdeutschland um 1,4 Prozent bis 2035 wächst, wird Ostdeutschland wohl 2,3 Prozent der Einwohner verlieren, schätzt das Hamburger GEWOS Instituts für Stadt-, Regional- und Wohnforschung. Das Forschungsinstitut prognostiziert eine Abwanderung aus den strukturschwachen Regionen Brandenburgs, Mecklenburg-Vorpommerns und Sachsen-Anhalts in die Boom-Regionen Baden-Württembergs, Hessens und Bayerns. Vor allem Oberbayern, das Rhein-Main-Gebiet und der Großraum Stuttgart profitieren davon. Fast ganz Süddeutschland kann damit rechnen, Einwohner zu gewinnen. Die Bevölkerung in Bayern wird vermutlich in den kommenden 15 Jahren um bis zu zehn Prozent wachsen. Aber auch in Norddeutschland wird es einzelne Boomregionen geben, zum Beispiel in den größeren Städten und in der Hoheits-Region des Autobauers VW, rund um Wolfsburg.
Abwanderung aus strukturschwachen Gegenden
In anderen Teilen Niedersachsens, sowie in Nordhessen, im Ruhrgebiet und im Saarland wird ebenfalls ein negatives Bevölkerungswachstum erwartet. Grund dafür ist die niedrige Geburtenrate und das mangelnde Interesse ausländischer Fachkräfte sich dort anzusiedeln. Die Arbeitslosigkeit ist in diesen Regionen außerdem relativ hoch.
Fachkräftemangel weitet sich aus
Das vom Handelsblatt beauftragte Wirtschaftsforschungsinstituts Prognos geht davon aus, dass in vielen Branchen Fachkräftemangel droht. Prognos zufolge „wird die Zahl der Arbeitskräfte in Deutschland bis 2030 um sieben Prozent zurückgehen“. Die Babyboomer-Generation geht dann in Rente und Zuwanderer können das Defizit nicht kompensieren.
Geringes Bevölkerungswachstum
Insgesamt wird die Bevölkerungszahl in Deutschland in den nächsten 15 Jahren nur schwach zunehmen. Zudem fällt das Wachstum unterschiedlich hoch aus, was zum Teil an den unterschiedlich hohen Geburtenraten liegt. Auch verzeichnen Forscher eine gewisse Landflucht, wovon neben den Großstädten mittelgroße Städte wie Rostock, Potsdam, Darmstadt, Regensburg und Leipzig profitieren. Die Regionalforscher von Prognos nehmen in einigen dieser Städte eine lebendige Szene junger Firmengründer wahr und eine damit einhergehende florierende Wirtschaft. Vor allem in Leipzig soll die Einwohnerzahl dadurch stark steigen. Das Gewos-Institut geht davon aus, dass 2035 in der Universitäts-Stadt über 12 Prozent mehr Menschen leben werden als heute.
Berlin und Frankfurt als Super-Boomtowns
Das Gewos-Institut rechnet darüber hinaus damit, dass die Städte Berlin und Frankfurt 2035 über sechs Prozent mehr Einwohner haben werden. In Köln oder Hamburg fällt das Wachstum mit knapp fünf Prozent geringer aus, dahinter rangiert München, wo die Wohnungsknappheit derzeit am größten ist. Laut Gewos-Institut kann dort „das Wohnungsangebot trotz reger Neubautätigkeit nicht mehr mit der externen Nachfrage Schritt halten“.
Wohnungsnot bremst Zuzug
Hier rechnet man damit, dass aufgrund der hohen Immobilienpreise viele Menschen – vor allem junge Familien – ins Umland abwandern werden und sich dadurch auch dort die Wohnungsknappheit erhöht. Diese Abwanderung in den Speckgürtel könnte sich mit der Corona-Krise noch verstärken, da es viele Firmen ihren Mitarbeitern möglich gemacht haben, aus dem Homeoffice zu arbeiten und so lange Pendel-Zeiten vermieden werden.
Corona verfälscht Statistik
Insgesamt erwarten die Forscher, dass die Bevölkerung in Deutschland auf knapp 84 Millionen Menschen ansteigt. Derzeit nimmt zwar die Zuwanderung nach Deutschland Corona-bedingt stark ab, aber man geht dennoch davon aus, dass vor allem die Großstädte durch Fachkräfte aus dem Ausland noch zusätzlich wachsen.