Nachrichten: Welchen Medien die Deutschen vertrauen
Die Art, in der wir heute Nachrichten konsumieren, unterscheidet sich radikal von den Gewohnheiten, die es noch bis vor zwanzig oder dreißig Jahren gab. Damals gab es im Wesentlichen nur Nachrichten in Radio, Fernsehen und Zeitungen und auch in diesen Medien herrschten bestimmte Anbieter vor, nämlich öffentlich-rechtliche Radio- und TV-Stationen sowie die etablierten überregionalen Zeitungen und Magazine. Heute hat sich nicht nur durch das Internet die Anzahl der Anbieter von Nachrichten vervielfacht, auch die Form, in der Nachrichten bzw. Meinungen entstehen ist im digitalen Zeitalter eine andere.
Die Inhalte von Nachrichten sind heute einerseits internationaler, andererseits aber auch regional differenzierter als früher. Durch die vielen Nachrichten-Kanäle können wir uns heute über die aktuelle Lage in nahezu jedem Land der Erde genauso informieren wie über das Neuste aus einem Dorf oder einem Stadtteil in Deutschland. Der Hang in vielen Online-Medien, sich auf die wichtigsten Schlagzeilen oder „Breaking News“ zu konzentrieren, ist auch bei anderen Nachrichten-Medien angekommen. Und schließlich ist heute – zumindest online – die Trennung zwischen „echten“, von Journalisten recherchierten Informationen und von anderen, nicht dafür ausgebildeten Nachrichten- und Meinungsmachern verbreiteten Meldungen, nicht mehr so einfach. Phänomene wie die „Leser-Reporter“ der Bild-Zeitung zeigen das ebenso wie die Macht von vermeintlichen „Tatsachen“, die via Facebook oder Twitter immer wieder verbreitet werden.
Der rasante Ansprung in der Nutzung digitaler Medien lässt erwarten, dass die „alten“ Nachrichtenquellen an Bedeutung verloren haben. Da mögen allerdings mehrere Studien überraschen, die zeigen, dass die Deutschen den öffentlich-rechtlichen TV-Sendern sowie den großen Zeitungen weit mehr Glauben schenken als den digitalen Quellen; wobei bei der Online-Nutzung von Nachrichten ebenfalls den renommierten Anbietern weit mehr vertraut wird als beispielsweise dem, was über Soziale Medien verbreitet wird. Twitter, Facebook und andere Online-Quellen, über die ebenfalls Informationen verbreitet werden, werden in puncto Glaubhaftigkeit schwach eingeschätzt. Zu diesen Schlüssen kommen sowohl eine groß angelegte internationale Studie der Nachrichtenagentur Reuters, die auch von entsprechenden Erkenntnissen des deutschen Hans-Bredow-Instituts gestützt werden, als auch eine kleinere nationale Untersuchung der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PwC.
Also alles gut? Nicht unbedingt, denn seriöse Nachrichten mögen zwar im Großen und Ganzen noch hoch im Kurs stehen, aber gerade bei jungen Menschen nimmt das Interesse an Nachrichten insgesamt ab. Zudem interessieren sie sich weniger für nationale oder gar regionale Informationen. Auch dazu liegt eine Studie von Reuters vor. Das mag zwar für eine Generation, die in einer globalisierten Welt groß geworden ist, folgerichtig sein, aber es bleibt trotzdem die Frage, wie künftig gesellschaftliche, politische und wirtschaftliche Entscheidungen „im Kleinen“ getroffen werden, wenn sich viele gar nicht mehr über das umfassend informieren, was in ihrem direkteren Umfeld passiert. Zudem lässt sich ein Trend dazu ausmachen, dass viele Menschen nur noch die Nachrichten konsumieren, die sich mit ihren eigenen Ansichten decken und in diesen Fällen dienen Soziale Medien dann zudem als Bestätigung der eigenen festgefahrenen Meinung.
Alles in allem scheint es aber um den Nachrichtenkonsum der Deutschen im internationalen Vergleich noch ganz gut bestellt zu sein. Die Anzahl derer, die sich regelmäßig über Nachrichten ein Bild von der Welt machen, ist in den letzten Jahren gestiegen – auch dank des leichteren Zugangs zu News durch digitale Endgeräte.