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Kreditfallen und wie Sie sie vermeiden: ein Leitfaden für Verbraucher

Überhöhte Zinsen, unsachgemäße AGB, drohende Überschuldung durch zu enge monatliche Planung – jeder kann in eine Darlehensfalle tappen. Dieser Artikel zeigt, wie ein Kredit auch anders gehen kann: gut strukturiert, mit einem realistischen Abzahlungskauf und ohne überhöhte Kosten.

Überhöhte Zinsen

Überhöhte Zinsen können für Kreditnehmer kostspielig werden, denn sie führen dazu, dass die Gesamtkosten eines Kredits erheblich steigen, was die finanzielle Belastung stark erhöht. Ein Kredit mit nur ein paar Prozentpunkten höheren Zinsen kann über die Laufzeit hinweg Tausende von Euro mehr kosten.

Ein Kredit über 200.000 Euro mit einem Zinssatz von 3 % über 20 Jahre verursacht beispielsweise Zinskosten von etwa 67.000 Euro. Steigt der Zinssatz jedoch auf 5 %, erhöhen sich die Zinskosten auf rund 116.000 Euro. Das bedeutet eine zusätzliche Belastung von fast 50.000 Euro und derartige Mehrkosten stellen für viele Haushalte eine erhebliche finanzielle Belastung dar.

Hohe Finanzierungskosten bei Immobilien

Besonders bei hohen Finanzierungsbeträgen, wie für den Kauf eines Hauses, können überhöhte Zinsen schmerzhaft sein. Der Hauskauf ist oft die größte finanzielle Entscheidung im Leben und in den vergangenen Jahren sind viele Menschen aus den Städten in ländliche Gebiete gezogen, um dort Immobilien zu kaufen. Diese Entwicklung wurde durch die steigenden Immobilienpreise in städtischen Gebieten und den Wunsch nach mehr Platz und Lebensqualität verstärkt.

Ein konkretes Beispiel zeigt die langfristigen Mehrkosten: Ein Hauskredit über 300.000 Euro mit einem Zinssatz von 2 % verursacht über eine Laufzeit von 30 Jahren Zinskosten von etwa 99.000 Euro. Bei einem Zinssatz von 4 % steigen die Zinskosten auf rund 215.000 Euro. Der Unterschied von zwei Prozentpunkten führt somit zu zusätzlichen Kosten von 116.000 Euro. Diese enormen Mehrkosten können für Hausbesitzer schwer zu bewältigen sein und die finanzielle Stabilität gefährden.

Zu hohe Zinsen erkennen

Verbraucher können überhöhte Zinsen erkennen, indem sie den effektiven Jahreszins verschiedener Angebote vergleichen. Der effektive Jahreszins berücksichtigt nicht nur den Nominalzins, sondern auch alle zusätzlichen Kosten und Gebühren. Vergleichsportale im Internet sind eine gute Möglichkeit, verschiedene Kreditangebote gegenüberzustellen und Verbraucherzentralen und unabhängige Finanzberater können ebenfalls wertvolle Unterstützung bieten.

Zu viele Darlehen auf einmal

Viele kleine Kredite können schnell teuer und unübersichtlich werden, denn eine Vielzahl von Darlehen bedeutet oft, dass unterschiedliche Zinssätze und Rückzahlungsbedingungen berücksichtigt werden müssen. Dies führt wiederum zu einer erhöhten finanziellen Belastung und kann den Überblick über die eigenen Finanzen erschweren. Mit einer Umschuldung lassen sich jedoch erhebliche Einsparungen erzielen.

Umschulden bedeutet, alle bestehenden Kredite zu einem einzigen Darlehen zusammenzufassen. Dies kann nicht nur die Übersichtlichkeit verbessern, sondern auch die Zinskosten erheblich senken. Anstatt für mehrere kleine Kredite höhere Zinsen zu zahlen, schafft ein größerer Kredit oft günstigere Konditionen.

So viel günstiger kann es werden

Ein konkretes Beispiel zeigt die Vorteile einer Umschuldung: Angenommen, jemand hat drei Kredite über jeweils 5.000 Euro mit Zinssätzen von 6 %, 8 % und 10 % aufgenommen. Die monatliche Belastung für diese Kredite beträgt insgesamt etwa 482 Euro. Über eine Laufzeit von fünf Jahren summieren sich die Zinskosten auf rund 2.850 Euro.

Wird eine Umschuldung durchgeführt und alle Kredite zu einem einzigen Darlehen von 15.000 Euro mit einem Zinssatz von 5 % zusammengelegt, beträgt die monatliche Rate nur 283 Euro und die Zinskosten über fünf Jahre nur noch rund 1.980 Euro. Durch die Umschuldung können somit etwa 870 Euro eingespart werden.

Neben den finanziellen Einsparungen bringt eine Umschuldung auch den Vorteil einer besseren Übersicht. Anstatt mehrere Rückzahlungstermine und Zinssätze im Auge behalten zu müssen, hat man nur noch eine monatliche Rate und einen festen Zinssatz. Dies erleichtert die Budgetplanung und verringert das Risiko von Zahlungsverzügen.

Versteckte Kosten

Unseriöse Darlehensgeber verbergen versteckte Kosten oft in den Tiefen ihrer Verträge. Diese Kosten erscheinen auf den ersten Blick nicht offensichtlich und können sich dennoch negativ auf den Kredit und die Tilgung auswirken. Gebühren für die Bearbeitung des Kreditantrags, Versicherungen und zusätzliche Dienstleistungen werden häufig als versteckte Kosten eingeführt.

Aufwendungen dieser Art erhöhen die Gesamtkosten eines Kredits erheblich, denn durch zusätzliche Gebühren und Kosten steigt der effektive Jahreszins, was die monatlichen Raten und die gesamte Rückzahlungssumme erhöht. Diese zusätzlichen Ausgaben belasten das Budget des Kreditnehmers und machen die Tilgung des Kredits schwieriger.

Typische versteckte Kosten

Bearbeitungsgebühren sind eine der häufigsten versteckten Kosten. Diese Gebühren werden oft bei der Aufnahme des Kredits fällig und können erheblich sein. Versicherungen, wie die Restschuldversicherung, werden ebenfalls häufig hinzugefügt und können die Kreditkosten stark erhöhen. Vorfälligkeitsentschädigungen sind weitere versteckte Kosten, die anfallen, wenn der Kreditnehmer den Kredit vorzeitig zurückzahlen möchte. Diese Gebühren können einen Teil der Ersparnisse durch die vorzeitige Tilgung aufzehren.

Ein Beispiel: So nachteilig können die zusätzlichen Aufwendungen sein

Ein Kredit über 10.000 Euro wird mit einem nominalen Zinssatz von 5 % angeboten. Auf den ersten Blick scheint dies ein günstiges Angebot zu sein. Tatsächlich fallen jedoch zusätzliche Bearbeitungsgebühren in Höhe von 500 Euro sowie eine obligatorische Restschuldversicherung von 200 Euro an. Diese versteckten Kosten erhöhen den effektiven Jahreszins auf 6,5 %. Dadurch steigt die monatliche Rate und die gesamte Rückzahlungssumme erhöht sich um mehrere hundert Euro über die Laufzeit des Kredits.

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Brauche ich die Leistungen beim Darlehensvertrag wirklich alle?

Ein Vergleich lohnt sich, um unnötige Kosten zu sparen.

Nicht auf Lockangebote hereinfallen

Sogenannte 0-Prozent-Finanzierungen erscheinen auf den ersten Blick äußerst attraktiv, denn diese Angebote versprechen, dass der Kunde den Kreditbetrag ohne zusätzliche Zinsen zurückzahlen kann. Doch sind diese Angebote nicht immer tatsächlich so lukrativ, wie sie scheinen. Händler und Kreditgeber nutzen verschiedene Tricks, um ihre Kosten zu decken und oft höhere Profite zu erzielen. Hinter solchen scheinbar Umsonst-Finanzierungen verbergen sich also oft versteckte Kosten und Gebühren. Zum Beispiel können Abschlussgebühren oder Bearbeitungskosten anfallen, die den vermeintlich zinslosen Kredit verteuern. Auch spezielle Versicherungen oder Servicepakete, die zusätzlich abgeschlossen werden müssen, erhöhen die Gesamtkosten. Diese zusätzlichen Ausgaben werden oft nicht transparent kommuniziert, sodass der Kunde erst später die wahren Kosten erkennt.

Höhere Produktpreise

Ein weiterer Trick der Anbieter besteht darin, die Preise der finanzierten Produkte zu erhöhen. Der Kunde zahlt dann zwar keine Zinsen, aber der Kaufpreis des Produkts ist höher als bei Barzahlung. Diese verdeckten Preisaufschläge machen die 0-Prozent-Finanzierung letztlich teurer als erwartet. Zudem können Sonderangebote oder Rabatte, die bei Barzahlung gewährt werden, bei Finanzierungen oft nicht genutzt werden.

Gefahr der Überschuldung

Lockangebote wie 0-Prozent-Finanzierungen verleiten viele Verbraucher dazu, mehr zu kaufen, als sie sich leisten können, denn der scheinbar zinslose Kredit senkt die Hemmschwelle für den Kauf teurer Produkte. Dies führt schnell zu einer Ansammlung von Schulden, die letztlich schwer zu bewältigen sind. Die monatlichen Raten summieren sich und können das Budget überlasten, was das Risiko einer Überschuldung erhöht.

So teuer wird es unterm Strich

Ein Kunde kauft beispielsweise ein Fernseher für 1.200 Euro mit einer 0-Prozent-Finanzierung über 12 Monate. Der Händler erhebt eine Bearbeitungsgebühr von 3 %, was zusätzliche Kosten von 36 Euro verursacht. Dadurch steigt der effektive Preis des Fernsehers auf 1.236 Euro. Hätte der Kunde den Fernseher bei einem anderen Anbieter für 1.100 Euro gekauft und den Betrag sofort bezahlt, hätte er 136 Euro gespart.

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Wer eine Arbeitslosenversicherung abgeschlossen hat, bekommt

nicht immer passende Unterstützung für die Ratenzahlung.

Restschuldversicherung

Restschuldversicherungen werden oft als Sicherheitsnetz bei Kreditaufnahmen angeboten. Diese Versicherungen sollen die Rückzahlung des Kredits im Falle von Erwerbslosigkeit, Krankheit oder Tod des Kreditnehmers absichern. Auf den ersten Blick scheint dies eine sinnvolle Absicherung zu sein, doch in Wirklichkeit lauert hier eine erhebliche Kreditfalle.

Die Kosten für Restschuldversicherungen sind nämlich häufig sehr hoch und erhöhen die Gesamtkosten des Kredits erheblich. Diese Versicherungen werden oft als Pflichtbestandteil des Kreditvertrags verkauft, obwohl sie in den meisten Fällen optional sind. Die hohen Prämien belasten das Budget des Kreditnehmers zusätzlich und machen die Rückzahlung des Kredits teurer. Zudem bieten Restschuldversicherungen oft nur begrenzten Schutz und enthalten zahlreiche Ausschlüsse und Bedingungen, die ihre Wirksamkeit stark einschränken.

Bei der Aufnahme eines Kredits über 20.000 Euro entscheidet sich der Kreditnehmer beispielsweise für eine Restschuldversicherung, die 5 % der Kreditsumme beträgt. Diese zusätzlichen Kosten belaufen sich auf 1.000 Euro. Mit einem Zinssatz von 5 % und einer Laufzeit von fünf Jahren erhöht die Versicherung die monatliche Rate um etwa 17 Euro. Somit steigen die Gesamtkosten des Kredits erheblich, ohne dass der Kreditnehmer einen echten Mehrwert erhält.

Arbeitslosenversicherung als weitere potenzielle Kreditfalle

Neben der Restschuldversicherung gibt es in einigen Darlehensverträgen auch die Absicherung gegen Erwerbslosigkeit. Diese Versicherung übernimmt in der Regel die monatlichen Kreditraten, wenn der Darlehensnehmer unverschuldet arbeitslos wird. Sie wird oft als zusätzliche Sicherheit bei Kreditabschlüssen angeboten, um das Risiko von Zahlungsausfällen zu minimieren. Der Haken an der Sache sind häufig die AGB, denn Arbeitslosenversicherungen greifen oft nicht sofort, wenn der Kreditnehmer erwerbslos wird. Viele Policen haben eine Wartezeit von mehreren Monaten, bevor sie Leistungen auszahlen und in dieser Zeit muss der Kreditnehmer selbst für die Raten aufkommen. Diese Wartezeiten können die finanzielle Belastung erheblich erhöhen, insbesondere wenn die Erwerbslosigkeit unerwartet eintritt.

Achtung bei den Leistungsversprechen

Eingeschränkte Leistungen oder die Definition von Erwerbslosigkeit können die Versicherung wertlos machen. Manchmal gilt der Schutz nur für einen bestimmten Zeitraum, beispielsweise maximal zwölf Monate. Danach muss der Kreditnehmer die Raten erneut selbst zahlen. Auch die Definition von Arbeitslosigkeit ist in den Versicherungen unterschiedlich. Manche greifen nur, wenn eine unverschuldete Erwerbslosigkeit vorliegt. Bei freiwilliger Kündigung oder gar Entlassung aufgrund von Fehlverhalten des Arbeitnehmers springen sie nicht ein.

Auch bestimmte Berufsgruppen können von der Versicherung ausgeschlossen sein. Feuerwehrleute, Polizeibeamte oder Angehörige anderer Berufe, die als gefährlich gelten, werden etwa nicht aufgenommen. Wer während seiner Darlehenslaufzeit solch einen Beruf ergreift, könnte mit der zuvor abgeschlossenen Arbeitslosenversicherung Probleme bekommen.