Hochhäuser aus Holz
Mit Holz lassen sich Hütten, Stadel und Bänke bauen. Das ist so weit allen bekannt, doch neuerdings lässt sich Holz auch im Hochhausbau verwenden. Ein bekanntes Beispiel dafür ist der Mjøstårnet. Er ist mit seiner Höhe von 85,4 Metern und seinen 18 Stockwerken das höchste Holzgebäude der Welt und steht in Brumunddal, Norwegen knappe 2 Autostunden nördlich von Oslo. Es beherbergt ein Hotel, ein Restaurant sowie Büros und Appartements auf einer Grundfläche von 11 300m².
Die erreichte Höhe ist für Gebäude aus Beton und Stahl keine Seltenheit, doch für Holz ist das bisher einmalig. Großer Wert wird bei dem Mjøstårnet zudem auf Nachhaltigkeit gelegt. Mit dem Material Holz, insbesondere wenn es wie für den Mjøstårnet aus lokalem Nadelholz gewonnen wird, lassen sich viele Tausend Tonnen CO2 bei der Produktion der einzelnen Bauteile einsparen. Zusätzlich kommen Einsparungen bei der Logistik und den Transport zur Baustelle hinzu. Auch Brandschutz, Tragfähigkeit, Architektur und Ökonomie werden nach Aussagen der Projektbeteiligten durch die Materialwahl positiv beeinflusst.
Um den Elefanten im Raum anzusprechen ja, Holz brennt. Das tut es sogar sehr gut. Wer jetzt denkt, dadurch stürzt das Gebäude beim kleinsten Brand ein, der liegt falsch. Der Vorteil an Holz ist der, dass es im Brandfall verkohlt und die Kohleschicht zu einer natürlichen Schutzschicht für das dahinterliegende, tragende Holz wird. Die erforderliche Dicke dieser „Opferschicht“ bzw. der Querschnittsreduktion durch den Abbrand muss nur bei der Dimensionierung der Bauteilquerschnitte berücksichtigt werden. Somit kann man die Feuerwiderstandsdauer der Holzbauteile festlegen. Für das norwegische Holzgebäude sind das zwei Stunden. Zusätzlich wurde jede Etage des Gebäudes als separater Brandabschnitt geplant und gebaut. Aus Gründen der Sicherheit könnte so ein reines Holzbauwerk in Deutschland nicht so leicht realisiert werden, da Fluchtwege in Holzbauten ab einer bestimmten Höhe nicht mehr aus brennbaren Materialien bestehen dürfen.
55 Millionen Euro wurden als Kosten für das Holzhochhaus veranschlagt. Der Entwurf stammt von dem Architektenbüro Voll. Sweco ist für den Brandschutz und die Statik verantwortlich. Moelven Limtre liefert die Deckenelemente sowie die tragende Holzkonstruktion. Die meisten Baustoffe sind hierbei aus Holz. Die einzigen Ausnahmen bilden die Böden in den obersten Stockwerken. Sie erhielten eine Betonauflage, um Schwingungen des Gebäudes durch das höhere Gewicht kompensieren zu können und um einen besseren Schallschutz bieten zu können.
Das Bauprojekt aus Norwegen ist aber noch nicht das Ende von Holzbaukonstruktionen. London plant einen Bau eines 300 Meter hohen Gebäudes aus Holz. Heißen soll dieses Oakwood Timber Tower. Darüber hinaus will man in Frankreich ein Gebäude mit 35 Stockwerken und in Tokyo den W350 mit einer Höhe von 350 Metern bauen.