Good bye, CO2?
Mehrere Länder kündigen ein zukünftiges Verbot für die Neuzulassung von Autos mit Verbrennungsmotoren an
Während US Präsident Trump die weltweiten Bemühungen um den Klimaschutz mit Füßen tritt, kündigen andere Länder an, den CO2-Ausstoß massiv reduzieren zu wollen. Unter anderem reiht sich Frankreich gerade in die Gruppe der Länder ein, die ehrgeizige Umweltschutz-Ziele im Bereich Verkehr proklamieren. Aufgrund des Hypes um die neue Regierung unter Emmanuel Macron erhält der französische Vorstoß gerade enorme mediale Beachtung. Ab 2040 sollen nach dem Willen des französischen Umweltministers Nicolas Hulot dort keine Autos mit Verbrennungsmotoren mehr verkauft werden.
Wie man den Umstieg tatsächlich bewerkstelligen kann, zeigt Vorreiter Norwegen wohl am besten: Dort lautet das Ziel sogar schon ab 2025 keine rein mit Diesel oder Benzin betriebenen Wagen mehr zuzulassen; Hybridfahrzeuge sollen allerdings noch erlaubt sein. Auch heute schon gibt es anteilsmäßig in keinem Land mehr E-Fahrzeuge als in dem skandinavischen Staat. Die dortige Regierung hat dafür auch nicht mit Anreizen gegeizt: Mehrwertsteuer und Anmeldungssteuer entfallen ebenso wie Mautgebühren auf Norwegens Autobahnen. Sogar Parkgebühren kann man sich mit einem E-Auto meist sparen – das rechnet sich! Dementsprechend wurde auch schon die Infrastruktur des Landes angepasst. Ähnliche Bedingungen herrschen auch in den Niederlanden, auch wenn die dortigen Parteien sich noch über das Tempo, mit dem man Benziner und Diesel-PKW von den Straßen verbannen will, streiten.
Dass sich kleinere, konsensorientierte und progressive Länder mit einem Umstieg auf emissionsfreien Verkehr leichter tun als große, leuchtet zunächst ein. Umso erstaunlicher klingt da die Ankündigung aus Indien, dass man dort bereits 2030 alle Autos mit Verbrennungsmotoren von den Straßen weg haben will. Ermöglichen will man das dadurch, dass man E-Autos nicht mit einer hohen Startsumme be- oder auch nur anzahlen muss, sondern dass man den Kaufpreis mit niedrigen Raten nach und nach abstottern kann. Damit investiert Indien nicht nur in den Umweltschutz an sich, sondern auch in eine neu entstehende, voll auf Elektrifizierung ausgelegte Auto-Industrie.
Und wie schaut es in Deutschland aus? Hier haben sich die Bundesländer für eine europaweite „Dekarbonisierung“ des Verkehrs stark gemacht. Der Bundesrat hat im Herbst 2016 die EU-Kommission aufgefordert zu überprüfen, wie man durch veränderte Steuermodelle die Anreize zum Umstieg auf emissionsfreie oder -reduzierte Autos erhöhen kann. Im Wahljahr 2017 können solche Vorstöße aber eigentlich nur als Lippenbekenntnisse gedeutet werden, tut man sich doch parteiübergreifend allein schon schwer damit, ein Verbot für ältere Dieselfahrzeuge auf den Weg zu bringen. Deutschland ist nun mal Autoland und die jahrzehntelange Verquickung von Auto- und Ölindustrie wirkt nachhaltig. Wen wundert es da, dass ausgerechnet der ADAC vor einem zu schnellen Abschied von Verbrennungsmotoren warnt, weil man damit Jobs gefährde.
Dabei gefährdet man durch das zögerliche Vorgehen eher die Innovationsleistungen im Bereich elektrische Mobilität. Volvo hat beispielsweise angekündigt, ab 2019 nur noch Hybrid-Modelle oder emissionsfreie Autos bauen zu wollen. Von Tesla, die nun auch den Mittelklassenbereich erobern wollen, einmal ganz zu schweigen. Dass Deutschland auf dem Automobilmarkt in 20 bis 30 Jahren noch die Rolle spielen wird, die es heute inne hat, ist schwer vorstellbar, das sieht jetzt sogar die Kanzlerin so – und hat doch bisher wenig getan, um ein Umdenken bei deutschen Autobauern zu bewirken.