Gold, Kunst und Antiquitäten: Wertermittlung verstehen
Wer bei einer Entrümpelung auf alte Schätze stößt, fragt sich oft, wie viel diese Gegenstände wert sind? In diesem Artikel erfahren Sie, welche Schwierigkeiten bei der Feststellung des Wertes von Antiquitäten, Kunst oder Schmuck auftreten können und wie Sie den Wert Ihrer Fundstücke einfach bestimmen lassen können.
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Einfacher Einstieg: Die Wertermittlung von Edelmetallen
Da sich die Bestimmung des Wertes von Edelmetallen in der Regel nach dem Marktwert des jeweiligen Rohstoffes und seiner Legierung richtet, ist es relativ simpel, den Wert von zum Beispiel einer Goldkette selbst zu bestimmen. Je nach Wohnort reicht schon die Eingabe von zum Beispiel “Goldankauf München” in die Suchmaschine und schon weiß man, wohin man seinen Schatz bringen muss. Auch Online-Goldrechner existieren. Doch so einfach verhält es sich mit anderen Wertgegenständen leider nicht.
Komplexität: Allgemeine Herausforderungen bei der Wertermittlung
Die Bewertung von Wertgegenständen und Antiquitäten ist oft ein mehrstufiger Prozess. Verschiedene Faktoren sind entscheidend und stehen teilweise in einem Abhängigkeitsverhältnis zueinander. So bedeutet Seltenheit nicht zwingend einen hohen Wert. Viele Objekte sind einzigartig, aber nicht wertvoll und gleichzeitig gibt es wertvolle Gegenstände, die in großer Stückzahl existieren. Das lässt darauf schließen, dass auch andere Eigenschaften und Faktoren maßgeblich für den tatsächlichen Wert sind.
Werte sind höchst variabel: Ein Gedankenexperiment
Für Laien ist es oft schwer nachzuvollziehen, dass wertbestimmende Faktoren nicht pauschal für alle Gegenstände gelten. Ein Gemälde kann künstlerisch hochwertig sein und alt und hat vielleicht aufgrund der Größe einen nicht geringen Materialwert. Doch stellen wir uns einmal vor: Handelt es sich um die Darstellung eines unbeliebten Motives oder einen nur lokal bekannten Künstler, sind die zuvor genannten Eigenschaften weniger bedeutungsvoll oder gar bedeutungslos.
Blicken wir noch einmal aus einer anderen Perspektive auf dieses Fundstück: Das Werk ist alt, künstlerisch hochwertig gearbeitet, besonders groß und von einem lokalen Künstler. Der Wert könnte jedoch dann besonders hoch sein, wenn wir einen Abnehmer mit Interesse an lokaler Kunst finden. So wird das Stadtmuseum der Geburtsstadt dieses Künstlers sicherlich einen höheren Wert in diesem Werk sehen, während es zum Beispiel die Folkwang Kunstsammlung nicht täte. Was wollen wir hiermit zeigen? Fachwissen und Kenntnisse der Szene sind im Kunst und Antiquitätenhandel, aber auch beim Handel mit Sammlerstücken, unerlässliche Fähigkeiten.
Wertbestimmende Faktoren: Diese Aspekte sind wichtig
Behalten wir das im Hinterkopf, können wir mit etwas mehr Verständnis auf die folgenden Punkte blicken. Abgesehen vom Faktor Material, enthält diese Auflistung drei wichtige Kriterien, die den Wert eines Objektes ausmachen können – oder eben nicht.
- Echtheit
- Fälschung
- Kunstdruck
- große Auflage
- kleine Auflage
- signiert
- unsigniert
- Zustand
- original
- beschädigt
- intakt
- restauriert
- sorgfältig
- laienhaft
- beschädigt
- original
- Seltenheit
- selten und begehrt
- selten und nicht begehrt
- häufig vorkommend und begehrt
- häufig vorkommend und nicht begehrt
Spezifische Herausforderungen bei der Wertermittlung von Schmuck
Schmuckstücke erfordern eine besondere Bewertung, da sie aus der Verbindung von verschiedenen Materialien bestehen und diese selbst maßgeblichen Einfluss auf den Wert haben. Wie oben beschrieben ist die Feststellung des Wertes durch die gute Infrastruktur an Juwelieren in ganz Deutschland nicht problematisch. Es gibt jedoch Gründe, warum es eben Juweliere sind, die den Wert besser taxieren können, als der Finder eines Schmuckstückes.
Neben dem Materialwert spielen hier auch die handwerkliche Verarbeitung und das Alter sowie Modetrends eine Rolle. Historischer Schmuck, kann einen erheblichen Sammlerwert besitzen. Jedoch gibt es zahlreiche Fälschungen auf dem Markt, die schwer zu erkennen sind. Zudem beeinflussen Modetrends die Preisentwicklung, sodass Schmuckstücke mal mehr, mal weniger gefragt sein können. Letzteres ist besonders im Fall des Rubinschmucks der 70er- und 80er-Jahre zu beobachten, der heute aufgrund des Designs eine eher geringere Nachfrage erfährt.
Spezifische Herausforderungen bei der Wertermittlung von Kunstgegenständen
Kunstwerke sind enorm schwer zu bewerten. Selbst ein Laie, der den Stil Picassos sofort erkennt, kann eine Fälschung nicht von einem Original unterscheiden. Neben dem künstlerischen Wert spielt die Authentizität eine entscheidende Rolle. Originale erzielen oft hohe Preise, wohingegen Kopien oder Drucke in der Regel nur einen Bruchteil des Wertes ausmachen. Dennoch sind auch Drucke gefragt. Besonders, wenn sie signiert sind. Auch der Zustand eines Kunstwerks kann den Wert stark beeinflussen, denn die Instandsetzung bzw. Restaurierung ist mit einem hohen Kosten- und Arbeitsaufwand verbunden.
Restaurierungen selbst können sich sowohl positiv als auch negativ auswirken – je nach handwerklicher Fertigkeit des Restaurateurs. Ohne professionelle Expertise ist es nahezu unmöglich, den realen Marktwert eines Kunstgegenstands einzuschätzen.
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Spezifische Herausforderungen bei der Wertermittlung von Sammlergegenständen
Sammlerstücke sind stark von Trends abhängig und daher nicht leicht zu bewerten. Bestimmte Sammelgebiete wie Briefmarken, Münzen oder Spielzeug können phasenweise sehr gefragt sein, während andere zur selben Zeit an Wert verlieren. Der Zustand eines Sammelstücks ist das wohl bekannteste Bewertungskriterium. Originalverpackungen oder unbenutzte Exemplare erzielen höhere Preise. Auch die Vollständigkeit einer Sammlung kann den Wert erheblich steigern. Dagegen sind ungeordnete Konvolute in der Regel günstiger als vollständige Sets oder Reihen.
Best Practice: So einfach kann die Wertermittlung sein
Um den Wert von Antiquitäten einzuordnen, ist eine gründliche Recherche hilfreich. Sie kann dabei helfen, sich einen ersten Eindruck zu verschaffen. Anschließend sollten Fachleute von Auktionshäusern oder Experten für Sammlungen für eine fundierte Einschätzung konsultiert werden. Im letzten Schritt steht das Einholen mehrerer Angebote, um einen fairen Marktpreis zu ermitteln und einzuschätzen, wie der Bedarf am Markt tatsächlich ist.
- Online-Recherche: Shops für Antiquitäten helfen, den Gegenstand einzuschätzen. Das sollten wir uns fragen: Was für ein Gegenstand ist es? Ist er selten? Besitze ich ein Original? Gibt es bereits Angebote, die eine Einschätzung des Wertes zulassen?
- Expertenrat einholen: Kunsthändler, Juweliere oder Auktionshäuser können professionelle Einschätzungen geben. Auch Händler auf Plattformen können für einen Erstkontakt genutzt werden.
- Angebote vergleichen: Abschließend sollten wir weitere Kontakte suchen und schauen, ob ein Interesse an einem Ankauf besteht und wie viel Wert dem Gegenstand zugeschrieben wird.
Emotionalen Wert schätzen lernen
Viele Sammler und Liebhaber von Kunst bauen über die Suche und Anschaffung eines begehrten Gegenstands einen emotionalen Bezug den Objekten auf. Beim Wiederverkauf sind diese dann nicht selten enttäuscht. Denn während sie das Objekt als großartiges Werk betrachten, scheint der Markt dem mit einem eher mäßigen Wert nicht gerecht zu werden. Hier kann es sich lohnen, den Verkauf zu vertagen, denn wenn sich der tatsächliche Wert mit dem emotionalen Wert nicht deckt, haben wir vielleicht mehr davon, den Gegenstand einfach in unserem Besitz zu belassen.
Headerbild: Kevin Bidwell, pexels