Können wir die Erde noch retten?
Ja, sagt der „Club of Rome“, sofern wir ein paar wichtige Änderungen vornehmen.
Als der Industrielle Aurelio Peccei und der Wissenschaftler Alexander King im Frühjahr 1968 zu einer Konferenz luden und damit das Grundgerüst für das legten, was später als „Club of Rome“ bekannt werden sollte, steckte Deutschland noch mitten in der Phase des Wirtschaftswunders. Damals, zu einer Zeit von beständigem und langanhaltendem Wachstum, waren Begriffe wie Umweltschutz oder Nachhaltigkeit im öffentlichen Bewusstsein quasi nicht vorhanden. Dies sollte sich erst langsam, auch aufgrund des „Club of Rome“ Berichtes „Die Grenzen des Wachstums“, in den folgenden Jahrzehnten ändern. Der 1973 erschienene Bericht prognostizierte damals anhand von durch Computersimulationen gewonnenen Erkenntnissen eine düstere Zukunftsvision für die Menschheit , sollte diese nicht aufhören, auf grenzenloses Wachstum und Ressourcenverschwendung zu setzen.
Enormer Handlungsbedarf
Nun, fast fünfzig Jahre später, ist zwar das öffentliche Bewusstsein für Nachhaltigkeit gewachsen, aber die Situation ist gleichzeitig ernster als jemals zuvor. Jeden Tag strahlen die Nachrichten neue Schreckensmeldungen über nicht eingehaltene Klimaziele oder Naturkatastrophen aus. Traurigerweise also genau der richtige Zeitpunkt für eine neue Publikation des Clubs. Der aktuelle Bericht des Expertengremiums, „Earth for All“, zeigt eindrücklich den enormen Handlungsbedarf auf, der von der gesamten Menschheit zu leisten ist, um für nachfolgende Generationen noch eine erstrebenswerte Zukunft auf dem Planeten Erde schaffen zu können. Gleichzeitig versendet er aber auch ein leises Signal der Hoffnung.
Fünf außerordentlichen Kehrtwenden
In „Earth for All” wurden erneut durch aufwendige Computersimulationen verschiedene Szenarien für die Zukunft der Menschheit entworfen. Aufgrund dieser Simulationen leiteten die Experten anschließend fünf elementare Handlungsziele ab: Beendigung der Armut, Beseitigung der eklatanten Ungleichheit, Ermächtigung der Frauen, ein nachhaltiges Nahrungsmittelsystem sowie der Übergang zu sauberen Energien. Die Autoren des Berichtes sprechen dabei von den „fünf außerordentlichen Kehrtwenden“, die vollzogen werden müssen.
Zwei Szenarien wie die Zukunft aussehen könnte
Der Bericht geht dabei ausführlich auf alle der zu vollziehenden Kehrtwenden ein und zeigt eindrücklich auf, wie sich diese wechselseitig beeinflussen können. So wird beschrieben, wie sich eine anhaltende oder sogar weitere Verschärfung der Ungleichheit auf dem Planeten auswirken würde. Dabei wird das Hauptaugenmerk auf zwei verschiedene Szenarien gelegt. Im Szenario „Too Little Too Late (zu wenig zu spät) wird davon ausgegangen, dass das momentane Wirtschaftssystem beibehalten wird und mit fatalen Konsequenzen weiter Raubbau an der Erde betrieben wird. Das zweite Szenario „Giant Leap“ (gigantischer Sprung) zeigt auf, wie durch innovative und mutige Entscheidungen das Ruder herumgerissen werden kann und dadurch eine nachhaltigere und gerechtere Gesellschaft geschaffen wird.
Bildung als Schlüssel zu sozialem Frieden
Welches dieser beiden Szenarien letztendlich Realität werden wird, kann ganz allein die Zukunft zeigen. Neben den fünf elementaren Kehrtwenden betont der Bericht jedoch weiter die Wichtigkeit von Bildung. Aktuell entstehe durch Soziale Medien eine gigantische Industrie der Falsch- und Desinformation, die fatale Auswirkung auf den sozialen Frieden haben könnte. Dem könne nur entgegengewirkt werden, wenn geschlechterübergreifend und global das Bildungsniveau weiter angehoben und kritisches Denken geschult wird.
Optimistisches Schlusswort
Trotz der riesigen Herausforderungen, die die gesamte Menschheit in die Pflicht nimmt, schließt der Bericht mit versöhnlichen Tönen und endet mit Worten, die Grund für leisen Optimismus liefern. „Die Gefahren sind enorm. Die Zeit, die uns bleibt, ist kurz“ – doch möglicherweise sind die Entwicklungen an manchen Stellen schon weiter als gedacht und es bedürfe nur noch eines Stupses, um sie endgültig in Gang zu bringen. Ausruhen darf sich die Menschheit dennoch nicht.