Verändert Ethereum die Digitale Welt?
Vitalik Buterin war 19 Jahre alt, als er erkannte, welche ungenutzten Potenziale in der Blockchain-Technologie des Bitcoins schlummerten. Anonym, Peer to Peer, dezentral, nicht zu hacken, open source. Das war 2013. Eine Crowdfunding Campaign für die Entwicklung Ethereums brachte über 18 Millionen Dollar ein. 2015 war die erste Beta Version betriebsbereit. Heute ist der Ether (Ethereums digitale Währung) die zweitstärkste Kryptowährung hinter dem Bitcoin mit einem Wert von etwa 98 Billionen Dollar. Unternehmen wie Microsoft, Intel oder die ING Bank gehören zu den Gründungsmitgliedern der Enterprise Ethereum Alliance.
Wie funktioniert Ethereum?
Viele halten Ethereum für eine weitere Digitale Währung wie den Bitcoin, aber das wird der Idee Vitalik Buterins nicht gerecht. Während die Bitcoin-Blockchain entwickelt wurde, um den Geldverkehr von Vermittlern wie Banken unabhängig zu machen, zielt Ethereum viel weiter. Laut der eigenen Website kann Ethereum genutzt werden, um praktisch alles zu kodieren, dezentralisieren, sichern und zu handeln. („to codify, decentralize, secure and trade just about everything.“) Und zwar ohne eine dritte Instanz, wie eine Bank, die für ihre Vermittlungsdienste hohe Gebühren veranschlagt.
Um Ethereum zu verstehen, muss man das Wesen der Blockchain-Technologie zumindest in ihren Grundzügen begreifen. Ein Beispiel ist die Bitcoin-Blockchain, deren Sinn darin besteht, digitales Geld von einem zum anderen zu übergeben, ohne eine dritte Instanz zu bemühen, wie Z.B. den Server bei Paypal.
Durch eine mathematisch kryptologische Methode werden Transaktionen, bei denen Bitcoins übergeben werden sollen, auf unzähligen Computern zeitgleich bearbeitet. Verifiziert die Mehrheit der Computer einen Block, wird dieser der Blockchain als letztes Glied angehängt. Der Clou dabei ist, dass dies nur einer der beteiligten Computer macht. Im Prozess wird ein einzigartiger Code erzeugt, der sogenannte Hash, der in den folgenden Block integriert werden muss, sonst kann dieser seinerseits nicht verifiziert werden. So entsteht eine Block-Kette, bei der ausschließlich das letzte Glied verändert werden kann, bzw. neu angehängt. Im Anschluss wird die Kette mit dem neuen Glied auf allen Computern gespeichert. Die Kette entwickelt sich so rasend schnell, dass Manipulationen kaum möglich sind. Die Übergabe des Bitcoins ist genauso anonym und Peer to Peer (von einer Hand in die andere) wie der Kauf eines Brötchens beim Bäcker.
Stellt man auf einer Party die Frage “Wie funktioniert Ethereum?” wird man zumeist Schulterzucken ernten, dabei ist Ethereum unter Anlageberatern längst kein Geheimtipp mehr. So hat die zugehörige digitale Währung Ether beständig an Wert zugenommen.
Aber die Blockchain Ethereums kann noch viel mehr leisten. So werden dynamische Elemente in die Blockchain eingebaut, die Smart Contracts genannt werden. Es handelt sich dabei um Dezentralisierte Applikationen, Dapps genannt, die von einer virtuellen Laufzeitumgebung, der Ethereum Virtual Machine ausgeführt werden. Die Blockchain verbürgt sich gewissermaßen für die Authentizität ganzer automatisch ablaufenden Transaktionszyklen. Ethereum stellt sein Blockchain Netzwerk quasi jedem zur Verfügung, der eine dezentralisierte App schreibt. Die möglichen Anwendungsbereiche lassen sich noch kaum abschätzen. Man stelle sich beispielsweise Wahlen vor, deren Ergebnisse nicht mehr zentral auf einem Server erfasst werden, sondern dezentral in einer Blockchain, die nach menschlichem Ermessen nicht manipuliert werden kann. Die Sicherheit im Internet könnte ein vollkommen neues Niveau erreichen. Anwendungen im Gesundheitswesen sind denkbar, im Versicherungswesen in der Verwaltung u.s.w.
Im Prinzip könnte jede Form von Vertrag mit Ethereum auf Authentizität geprüft und ausgeführt werden. Jedes Register dezentral und geschützt vor Manipulationen gespeichert werden.
Welche Bedeutung hat der Ether für Ethereum?
Um autonom zu funktionieren, braucht ein Blockchain-Netzwerk seine eigene Währung. Der Ether wird oft als Treibstoff für Ethereum bezeichnet. Bei einer Blockchain werden einzelne Blocks per Mehrheitsentscheid authentifiziert. Wenn eine Mehrheit von Computern die Authentizität bestätigt, wird der neue Block an die Blockchain angehängt. Je mehr Menschen daran teilnehmen desto unanfälliger für Störungen wird dieser Prozess.
Um einen Anreiz zu bieten, Rechenpower zur Verfügung zu stellen, werden bei der Verifizierung einzelner Blocks gleichzeitig Ether hergestellt. In Analogie zum Bitcoin wird dieser Prozess auch Mining genannt. Es gibt aber einen wesentlichen Unterschied zwischen beiden Währungen: Durch die Deckelung des Bitcoin bei 21 Millionen Einheiten werden die Bitcoins „geschürft“. Wenn die Obergrenze erreicht ist, werden die Miner mit Provisionen vergütet. Das wird aber voraussichtlich erst 2024 der Fall sein. Der Ether ist nicht gedeckelt. Theoretisch können wie bei einer normalen FIAT Währung unbegrenzt viele Ether produziert werden.
Langfristig könnte sich der Ether damit eines (fernen) Tages zu einer Alternative zu herkömmlichen Währungen entwickeln, während das Volumen des Bitcoin dafür zu klein ist. Das hat allerdings auch Anlagevorteile: Durch die begrenzte „Geldmenge“ wird der Bitcoin im Wert steigen, solange immer mehr Menschen ihn haben wollen.
Beide Kryptowährungen besitzen aber zur Zeit ein vergleichsweise kleines Umlaufvolumen. Das macht sie anfällig für große Spekulationen. Das schlägt sich schon heute in der relativ großen Volatilität nieder, mit der beide Kryptowährungen an den weltweiten Börsen gehandelt werden.
Vitalik Buterin hat eine Idee gehabt und umgesetzt, welche die Welt zu verändern vermag. Nicht heute und nicht morgen, aber doch in kürzerer Zeit als so mancher denkt.