Was gibt’s an Weihnachten zu essen?
Kein Fest in Deutschland ist so sehr von Traditionen geprägt wie Weihnachten. Das geht schon in der Vorweihnachtszeit los, wo die Dekoration teilweise schon seit Generationen dieselbe ist. Spätestens aber an Heiligabend muss dann vieles so sein wie immer: Der Tannenbaum steht am selben Platz wie immer, die Lichterkette muss dieselbe sein, die schon am elterlichen Baum hing, und die Tannenbaumspitze wird vom Rauschgoldengel aus Omas Nachlass geschmückt. Und auf den Tisch kommt natürlich das, was es auch letztes Weihnachten und vorletztes und Weihnachten vor 30 Jahren gab – da kennt der Deutsche nichts! Hier eine kleine Übersicht über die klassischen Weihnachtsessen:
Einfach und schnell
In vielen Regionen, z.B. in Bayern, sind Würstchen und Kartoffelsalat ein Muss für den Heiligen Abend. Auch wenn es diese wirklich gutbürgerliche Kombination auch an so ziemlich jedem anderen Tag des Jahres geben kann und auch tatsächlich oft gibt, schmecken die Würstl zu Weihnachten doch irgendwie anders – zumindest gefühlt. Und den Koch oder die Köchin freut’s natürlich, dass man nicht stundenlang in der Küche steht und das Ergebnis der Kochkünste nicht durch irgendwelche komplizierten Rezepte gefährdet ist. Zudem mag so ziemlich jeder dieses Gericht, so ist also auch der Familienfrieden an diesem schönsten von allen Abenden des Jahres hoffentlich gewahrt (Ausnahmen siehe unten!).
Die neue und ebenfalls konsensfähige Variante von „einfach und schnell“ ist seit einigen Jahren auch das Raclette. Da sich so ziemlich alles unter schmelzendem Käse zu etwas Leckerem überbacken lässt, kann man auch hier wenig falsch machen. Und man kann Raclette auch sowohl preiswert ausrichten als ihm auch einen exklusiveren Touch geben, indem man z.B. teure Shrimps oder Rinderfilet dazu nimmt.
Raffiniert und kompliziert
Passend zum besonderen Anlass muss es für viele aber auch etwas Besonderes auf dem Tisch geben. Nur was wirklich lange vorbereitet werden muss, eine echte Herausforderung darstellt und mit einer ganzen Batterie an Beilagen begleitet werden muss, ist es würdig ein Weihnachtsessen genannt zu werden. Aufwändige Braten, raffiniertes Kurzgebratenes, das auf die Minute genau gebraten sein muss, selbstgemachte Pasta und zum Abschluss noch eine Konditoren-Kreation – drunter geht’s für manch einen nicht. Wobei den Anhängern dieser Variante die Sorgfalt und Mühe, die das Vorbereiten des Weihnachtsmenüs bedeutet, als Vorfreude auf das Fest gilt. Und die Hoffnung, dass man in glücklich speisende Gesichter seiner Lieben blickt, passt für viele einfach auch hervorragend zur Weihnachtsstimmung.
Hauptsache teuer
Schon in der Nachkriegszeit hat man sich zu Weihnachten mal etwas gegönnt, auch wenn man ansonsten allenthalben sparen musste. Der Trend zum Luxus ist auch heute stark ausgeprägt und wird zudem von vielen Handelsketten befeuert, indem zu Weihnachten „Delikatessen“ angeboten werden. Passend zum Glitzern von Weihnachtskugeln und Lichterketten schwelgt man gerne im Luxus. Dazu scheint seit einiger Zeit u.a. zu gehören, dass man zum Fest Erdbeeren verzehrt – ganz gleich wie sehr sie den Geldbeutel oder auch die Ökobilanz belasten mögen.
Ansonsten lässt man sich auch gerne mal Kaviar, Gänseleber, teuren Lachs und edles Filet munden. Im Anschluss werden beste französische Käse verzehrt und zum Nachtisch gibt es wie schon erwähnt Erdbeeren. Das ganze Menü wird von ausgesuchten Weinen begleitet. Manchmal hat man den Eindruck, dass das Weihnachtsmenü unter dem Gesichtspunkt zusammengestellt wurde, dass es möglichst viel Geld kosten musste.
Vegetarisch, vegan, laktose- und glutenfrei
Am heiligsten von allen Abenden soll es natürlich friedlich zugehen, auch und vor allem am Essenstisch. Doch wie an den anderen 364 Tagen des Jahres auch, ist auch die Weihnachtsatmosphäre durch die unterschiedlichen Meinungen der am Tisch Versammelten darüber, was denn nun als lecker, gut oder angemessen zu erachten ist, gefährdet. Das wird auch dadurch nicht erleichtert, dass sich heutzutage viele in einer besonderen Weise ernähren, sei es weil sie es so für sich entschieden haben oder weil sie es aus gesundheitlichen Gründen müssen. Da ist der Koch nicht zu beneiden, der allen ein gutes Weihnachtsgericht kredenzen will, aber auf unterschiedlichste Bedürfnisse Rücksicht nehmen muss.
Für jeden einzelnen am Tisch etwas anderes zuzubereiten kann auch nicht die Lösung sein, denn da kommt einfach keine Weihnachtsstimmung auf. Bleibt also nichts als den kleinstmöglichen Nenner zu finden und trotzdem zu hoffen, dass es allen mundet.
Mehr Zeit füreinander
Weihnachten ist DAS Familienfest. Und auch wenn zu einem guten Fest ein gutes Essen nun einmal dazu gehört, so ist der Kern des Feierns doch die gemeinsam verbrachte und gemeinsam genossene Zeit. Daher ist es schön für alle, die wissen, womit sie an Weihnachten ihren Lieben und sich selbst eine kulinarische Freude machen. Denen, die noch mit sich hadern, was denn das richtige Weihnachtsessen sein könnte, kann man nur genügend Gelassenheit wünschen, sich durch die Essensfrage nicht unter Druck setzen zu lassen und das Weihnachtsfest zu genießen, so wie es ist.